Sirgenstein-Spalte


     Die Anfänge...

Geschichte

Im Distrikt "Sirgenstein" bei Schelklingen war der dortigen Bevölkerung schon lange ein unscheinbarer Felsspalt bekannt, der sich dort knapp unterhalb der Hangkante -auf Gemarkung Blaubeuren gelegen- auftat. Aber erst nachweislich in den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde diese Spalte einer näheren Betrachtung unterzogen. Nämlich dann, wenn an kalten Wintertagen dort -so die Überlieferungen- wiederholt eine beachtliche Nebelfahne sichtbar wurde. So erzählte Winfried Hanold, heute Schriftführer bei der Museumsgesellschaft Schelklingen, von einem Waldspaziergang mit seinem Vater, bei dem sie auf das Naturphänomen stießen. "Wir dachten, da hat einer Feuer gemacht", erinnerte sich Winfried Hanold. Die aus der Felsspalte austretende wärmere Höhlenluft ließ damals den umliegenden Schnee schmelzen und erzeugte so eine beachtliche Dunstwolke. Bildnachweise sind aber nicht bekannt. Auch weitergehende Forschungen sind nicht überliefert und so geriet die Felsspalte wieder in Vergessenheit.

Arbeiten

Bald nach der Gründung des Höhlenvereins Blaubeuren (HvB) kamen Mitglieder der Museumsgesellschaft Schelklingen unter ihrem 1. Vorsitzenden Rainer Blumentritt auf den HvB zu und berichteten wieder von dieser Felsspalte am Sirgenstein. Nach einer gemeinsamen oberflächigen Erkundung wurde beschlossen, die für eine wietere Erforschung notwendigen behördlichen Genehmigungen einzuholen. Einigkeit bestand darin, dass die Erforschung der Spalte ein Gemeinschaftsprojekt beider Vereine sein soll, auch ein Zeichen unserer gegenseitigen Verbundenheit. Nachdem im November 2009 die erforderlichen Genehmigungen vorlagen, konnte nach Ablauf des Betretungsverbots der Winterquartiere für Fledermäuse im Frühjahr 2010 mit den Forschungsarbeiten begonnen werden.

Erwartungsvoll trafen sich 9 Interessierte beider Vereine im April 2010 am Forschungsobjekt ein. Die vorgefundene Spalte sorgte mit ihren Maßen (Länge ca. 1 m, Breite ca. 20 cm) zunächst eher für Ernüchterung. Aber bereits beim 3. Arbeitstermin konnte erstmals (noch kopfüber) in den Eingangsspalt eingefahren werden. Der Spalt zieht sich -geschätzte 3m- in nördlicher Richtung bergeinwärts hin. aber unschlufbar eng. Bei den folgenden Grabungen wurde zunächst der Eingangsbereich aufgeweitet. Mitte des Jahres 2010 konnte auch ein bergauswärts gerichteter Spaltenteil -auch unschlufbar eng- freigelegt werden. Beide Teile ergaben per Lasermessung mehr als 5m. Wir hatten (im katasterrechtlichen Sinn) eine Höhle. Die nächsten Wochenenden waren dem Aufweiten des bergeinwärts gerichteten Spal-tenteils vorbehalten. Im September 2010 konnte dieser Spaltenteil erstmals befah-ren werden. An seinem Ende biegt er mit einem Winkel von 90° nach Osten ab. Mit 25cm Breite (bei ca. 2m Höhe) ist er aber zunächst unschlufbar eng. Allerdings ist erkennbar, dass -nach geschätzten 3m- der Höhlengang in einem Winkel von 30° nach Nordosten sich weiter in den Berg hineinzieht.

Im bisher bekannten Teil der Höhle wurden keine Spuren von Fledermäusen und sonstigen Höhlenbewohnern festgestellt. Eine weitere Erforschung der Höhle während des Zeitraums vom 01.10. - 31.03. wäre deshalb möglich, aber vorsorglich werden während dieser Zeit keine Grabungen vorgenommen.

Aufgrund der Wetterlage wollte Herr Hanold von der Museumsgesellschaft Schelklingen an einem eisigen Morgen des Januars 2011 versuchen, das vor beschriebene Naturphänomen der Nebelfahne als Bild festzuhalten. Der gegenüber dem Urzustand doch deutlich vergrößerte Querschnitt beeinflusst offensichtlich die Bewetterungsverhältnisse im Eingangsbereich der Spalte. Ein aussagekräftiges Foto gelang deshalb nicht. Dafür konnten recht interessante Messungen vorgenom-men werden. In etwa der Größe des Eingangs ist das Verschlussgitter durch die ausströmende warme Höhlenluft schneefrei, wobei sich im mittleren und unteren Bereich der Ausströmfläche Reifkristalle an den Gitterstäben ansetzten, nicht aber im oberen Bereich. Mit Hilfe eines Räucherstäbchens wurde rasch klar, warum das so ist. Im unteren Teil des Gitters strömt kalte Außenluft ein. Die kalte Luft fällt je-doch nicht in die Spalte, sondern vermischt sich sofort bergseitig mit der aus-strömenden warmen Höhlenluft. In ca. 1 bis 1,5m Tiefe konnten keine Tempera-turveränderungen mehr festgestellt werden.
Gleichzeitig wurden mittels GPS die Koordinaten der Spalte und die Höhenlage des Eingangs (659mNN) ermittelt.
Wenig später wurde durch eine Befahrung festgestellt, dass die Höhle bislang nicht als Winterquartier für Fledermäuse und andere Winterschläfer (Subtroglophile Arten) dient.
So konnte Mitte März 2011 bereits die Vermessung der Höhle vorgenommen werden. Mit einem vereinseigenen DistoX-Vermessungsgerät wurden die erforderlichen Daten aufgenommen und mit Unterstützung des Rechnerprogramms Therion der Höhlenplan gefertigt.

 

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Die Höhle mit ihrer derzeitigen Gesamtlänge von 13,30m wird im Höhlenkataster der Schwäbischen Alb unter der Kataster-Nummer 7624/073 geführt.

 

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     Sirgensteinspalte am 05. Januar 2011 (Foto: Winfried Hanold)

Bereits im vorangegangenen Jahr hat sich allerdings abgezeichnet, dass das Gestein (Dolomitkalk) nur kleine Forschungsfortschritte zulässt. Nachdem sich der weitere Gangverlauf in östliche Richtung ausrichtet und derzeit nur jugendliche Höhlenforscher bis zum Höhlenende gelangen können, rückte eine östlich der Sirgenstein-Spalte gelegene Doline vermehrt in den Fokus der Forschung.

Helmut Schmidt 


[Stand: Dezember 2014]

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