Forschung im Farrenwiesschacht 2022-2023
Der Farrenwiesschacht bei Justingen (Kat.-Nr. 7524/121)
2023
Noch in Arbeit ...
Der Farrenwiesschacht bei Justingen (Kat.-Nr. 7524/121)
2022
Bericht vom FWS am 28.5: Schlammschlacht im Paradies
Teilnehmer: Stephan Engelhard, Marc Krömer, Hannes Hesse
Witterung: sonnig, wolkig, 14 - 18°C, leicht windig
Wir haben uns um 10 Uhr am FWS getroffen und dann alles, was benötigt wurde, hergerichtet. Unter anderem waren das eine frisch geputzte Kressbohrmaschine (SDS-Plus), die frisch abgebaute Aluleiter aus der Sirgensteindoline (Recycling ist super!), und persönliches Essen und Trinken und schon sollte es um ca. 11.00 Uhr nach unten in den Schacht gehen. Der Generator wurde von mir am gestrigen Freitag noch mit einer neuen Starterbatterie ausgestattet und für den Fall, dass alle Stricke (in diesem Fall das Dyneemaseil am Handstarterzug des Generators vom letzten Malheur) nochmal reißen, ein neues Starterseil deponiert. Auch immer gut ist es, sich zu vergewissern, dass der Generator vollgetankt ist (wobei eine volle Tankladung für ca. 2 Arbeitstage reicht) und vor allem auch der Stecker in die Stromleitung nach unten im Schacht eingesteckt ist!
Stephan ging als Erster mit der neuen Leiter nach unten, gefolgt von Marc, der bei Problemen Stephan unterstützen sollte und dann ich mit großem Schleifsack mit der Bohrmaschine. Ich kontrollierte auf dem Weg nach unten die Anker, ob diese noch fest waren ... dummerweise mit einer 15er Schlüsselweite. So konnte ich die 17er Muttern nur mit den Fingern testen, ob diese noch fest waren – was sie alle waren.
Unten angekommen, hatte Stephan schon die Leiter am Verbau eingehängt und mein Augenmaß war mal wieder nicht falsch, die Leiter ist wie gemacht für da unten!
Bemerkenswert war, dass der Schacht bis ca. -50 Meter recht trocken und sauber zu sein scheint. Kommt man jedoch unten an bei 98 Metern und geht noch tiefer durch den Versturz, dann sieht man aus wie direkt aus einer dreckigen Wasserhöhle kommend!
Schon gut eingesaut verlegten wir erst einmal das Stromkabel ordentlich bis auf ca. -105 Meter Tiefe und transportierten die blaue Tonne noch eine Etage tiefer, so dass alles an der Erweiterungsstelle deponiert war.
Dann ging die richtige Arbeit los. An jeder Position da unten kann nur eine Person stehen bzw. sich vernünftig beschäftigen. Der Plan war, dass ganz unten Einer bohrt und spaltet, der Zweite auf der nächsthöheren Ebene dann Abraummaterial im Eimer nach oben zieht und bis zum Durchschlupf unter dem Altar bringt, damit der Dritte diesen dann hochziehen kann und auf dem Verbau oder sonst wo deponieren kann.
Stephan begann Löcher für zwei großen Spaltkeile zu setzen, was schon seine Zeit dauerte, da er ja noch alles aus der Tonne holen musste. Erschwerend kam dazu, dass er da unten immer mit schwallartigem Schlammwasserfällen zu rechnen hatte, weil Marc und ich eine Ebene höher im Schlamm wateten und Stauwasser freiließen.
Stephan ging dann aber beim Reinschlagen der Spaltkeile schnell die Puste aus und er ließ Marc nach unten um die festsitzenden Keile zu malträtieren. Der bohrte ein drittes Loch und setzte diesen Spaltkeil auch noch fest ... wobei „fest“ nicht der richtige Ausdruck ist: Scheinbar gingen die Keile immer ein kleines Stück weiter rein, aber es passierte einfach nichts.
Während dieser Zeit sortierte ich mal am Altar alles Material durch und kam zu dem Entschluss, Klaus S. lange liegengelassenes Tönnchen einen Freifahrtschein ans Tageslicht zu spendieren. Auch viel Müll und nicht benötigtes Material verstaute ich im großen Schleifsack.
Marc gab dann auch ganz unten auf und so durfte ich endlich mal nach unten, um mir auch ein Bild von der Situation zu machen.
Die weißen Tropfsteine im letzten Schacht sind von unten gesehen noch viel schöner als von schräg oben! Auch das Sinterbecken mit den Calcitkristallen darin ist aus nächster Nähe wunderschön!
Unschön waren allerdings die drei Spaltkeile in unserem engen Seitengang: Alle schon recht tief versenkt, jeder hatte schon einen unterschiedlichen Glockenton und viel Platz war auch nicht zum Ausholen! Also musste rohe Gewalt ran und ich zimmerte, in einer grotesken Position liegend, auf die Spaltkeile ein. Die hatten zwar nicht damit gerechnet, sich nochmal zu bewegen, konnten aber meinen Hammerschlägen nicht widerstehen: Langsam trieb ich die Keile immer weiter in den Fels, bis dieser schließlich nachgab. Ab da war es ein Einschlagen mit anschließendem, kurzen Warten, während der Fels vor sich hinknisterte, um dann weiter zu dreschen wie ein Bekloppter. Letztendlich war der Fels gebrochen, ich aber auch!
Wir tauschten wieder, Stephan ging wieder nach unten, um mit dem Bohrhammer den nun porösen Fels wegzumeißeln. Marc und ich bereiteten uns auf den Abtransport von Material vor.
Das klappte eigentlich auch ganz gut so wie geplant, nur waren die Zeitabstände zwischen den Arbeitsphasen für Marc und mich zu lange. Wir waren beide nass und kalt und dort unten ist ein kontinuierlicher Luftzug, der einen auskühlen lässt.
Nach dem achten Eimer mit Material wurde mir so kalt, dass ich mich nach Absprache mit den Beiden für den Aufstieg entschloss. Ich packte mir den großen Schleifsack und wurde damit beim Aufstieg wieder gut warm.
Die anderen Beiden kamen gut knapp 2 Stunden später nach oben, zu zweit wurde ihnen nicht kalt beim Arbeiten.
Insgesamt war der Durchschlupf nun schon weit genug, um durchzupassen, aber es war beiden zu unsicher und zudem war noch kein Seil zur Absicherung verankert.
Das sollte damit die Arbeit für das morgige Team werden.
Abb: Marc und Stephan beim Verlassen des FWS. Man beachte vor allem Marcs Steigzeug:
Er ist damit schon 100 Meter am Seil gestiegen und es sieht immer noch aus wie Sau!
(FOTO: HANNES HESSE, ASSISTENZ: MARC KRÖMER, STEPHAN ENGELHARD)
Kurzbericht vom FWS am 29.5: Schlammschlacht im Paradies II
Teilnehmer: Daniel Geil, Christian Metter, Tobias Böttcher
Witterung: regnerisch, bewölkt, 10 - 14°C, leicht windig
Um 11.00 Uhr haben wir uns alle am FWS getroffen. Das Team bekam die Aufträge für den heutigen Tag:
- Die Abdeckplane vor dem Altar sollte entfernt werden,
- Die Anker mit einem 17er Schlüssel nachgezogen werden,
- Die Seilstrecken unterhalb 50 Meter nachjustiert werden.
- Und Unten durchkommen!
Was genau und wie es da unten geschah, entzieht sich meiner Kenntnis. Von daher kann ich da nicht viel drüber schreiben.
Nur so viel sei gesagt: Das Team absolvierte alle Aufgaben hervorragend!
Daniel gab mir um 17.15 Uhr Bescheid, dass alle wieder draußen waren und da Daniel meine Stiefel geliehen hatte, musste ich eh nochmal hin. Auch meinte er, ich solle was zum Zeichnen mitbringen.
Der Durchschlupf wurde aufgemacht und ein Anker mit Seil befestigt, an dem sich Christian dann in den unbekannten Schacht ablassen konnte.
Unten kann man aufrecht in einem Gangprofil auf horizontalem Boden stehen, ca. 50 cm breit. In der Mitte hat sich eine ca. 50 cm tiefe Rinne gebildet, durch die kontinuierlich Wasser fließt – ein Rinnsal, aber eben stetig!
Nach rechts verjüngt sich der Gang und man steht wohl wieder vor einer sagenhaften weißen Sinterformation, die unerreichbar ist. Diese „Kammer“ könnte eventuell mit dem darüberliegenden Bereich verbunden sein.
Auch links kommt nach kurzem Weg eine Engstelle, an der das Rinnsal wohl zwei bis drei Meter abfällt, unten aber in einem wohl befahrbaren Gang nach rechts weg biegt.
Alles deutet im Moment darauf hin, dass der Wasserlauf wieder unter den Altar Richtung Hauptschacht zieht – nur eben gut zehn Meter tiefer.
Fazit: Toll! Es scheint weiter zu gehen. Zwar mit viel Schlamm und Dreck, aber dafür auch mit Luftzug und Wasser! Nur werden in nächster Zeit wohl immer nur Touren zu zweit stattfinden, da die dritte Person das fünfte Rad am Wagen ist und einer immer am Auskühlen ist.
Hannes Hesse